Dienstag, 31. Juli 2012

Stopp INDECT!

Was ist INDECT?

INDECT steht für “INtelligent information system supporting observation, searching and DEteCTion for security of citizens in urban environment” (“Intelligentes Informationssystem, das Überwachung, Suche und Entdeckung für die Sicherheit von Bürgern in einer städtischen Umgebung unterstützt”). Es ist ein Forschungsprojekt der Europäischen Union, startete 2009 und soll 2013 abgeschlossen sein.

INDECT ist das umfassendste Überwachungsprogramm, das je installiert werden sollte. Es umfasst nicht nur das Internet. Auch Menschen auf der Straße werden INDECT nicht entgehen. Was wie wirre Science Fiction klingt, könnte ab 2013 schwer zu begreifende Wirklichkeit werden. Science Fiction war gestern. INDECT ist morgen. INDECT verbindet sämtliche Daten aus Foren, Social Networks (z.B. Facebook), Suchmaschinen des Internets mit staatlichen Datenbanken, Kommunikationsdaten und Kamerabeobachtungen auf der Straße. INDECT wird wissen, wo wir sind, was wir tun, weshalb wir es tun und was unsere nächsten Schritte sein werden. INDECT wird unsere Freunde kennen und wissen, wo wir arbeiten. INDECT wird beurteilen, ob wir uns normal oder abnormal verhalten.

Details

INDECT beinhaltet folgende Maßnahmen:

Im Internet
  • Überwachung des Internets mit Hilfe von Suchmaschinen im www, UseNet, Social Networks (Facebook, WKW etc.), Foren, Blogs, P2P-Netzwerke sowie individuelle Computersysteme
  • Auffinden von Bildern und Videos mit Hilfe von Wasserzeichen, sowie automatisierte Suchroutinen zum Aufspüren von beispielsweise Gewalt oder “abnormalem Verhalten”
  • Eine weiterentwickelte Computerlinguistik deren Suchroutinen in der Lage sind Beziehungen zwischen Personen, sowie den Kontext einer Unterhaltung, z.B. in Chats, bei der Interpretation der Sprache, mit einzubeziehen
Auf der Straße
  • Mobiles städtisches Überwachungssystem (“Mobile Urban Observation System”)
  • Drohnen = Fliegende Kameras (so genannte “Unmanned Aerial Vehicles” (UAV) wie etwa Quadrocopter)
  • Die UAV sollen “intelligent und autonom” vernetzt werden und miteinander kooperieren, um verdächtige bewegliche Objekte automatisiert und eigenständig sowohl identifizieren als auch im städtischen Raum per Schwarmverhalten verfolgen zu können.
  • Überwachungskameras nutzen präventiv die biometrischen Daten aus Pässen und Personalausweisen, um Personen zu identifizieren und Bewegungsmuster zu erstellen.

Die daraus erhaltenen Daten sollen in einer Datenbank gespeichert und durch bereits vorhandene Daten ergänzt werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Überwachungskameras
  • Handy-Ortung (z.B. via GSM/GPS)
  • Gesichtserkennung (z.B. via biometrischer Daten in elektronischen Ausweisen)
  • Telekommunikationsüberwachung (Vorratsdatenspeicherung)

Als Kriterien für “abnormales Verhalten” wurden unter anderen folgende Punkte bei einer Umfrage mit polnischen Polizisten identifiziert. Als gefährlich wird unter anderem eingestuft, wer…

  • auf der Straße
    • rennt
    • kämpft
    • zu schnell fährt
  • im öffentlichen Nahverkehr
    • auf dem Fußboden sitzt
    • zu lange sitzt
    • Gepäck vergisst
  • im Stadion
    • Flaschen wirft
    • das Spielfeld betritt
  • am Flughafen
    • Gepäck vergisst
    • zu lange sitzt

Aus den Fragebögen-Ergebnissen wird abgeleitet, welche Verhaltensweisen automatisiert erkannt werden sollen:

  • Bewegung in die “falsche” Richtung
  • “Herumlungern”
  • Treffen von mehr als X Personen
  • Autodiebstahl
  • Laufen
  • fallende Personen
  • Gepäck vergessen
  • Herumsitzen, länger als die Dauer X
  • Schreien
  • Schüsse, Explosionen
  • fluchende Personen
Man ist also in nahezu jeder Situation verdächtig. Wer im öffentlichen Nahverkehr auf dem Fußboden sitzt, zu lange mitfährt oder sein Gepäck vergißt, muß mit Maßnahmen der Sicherheitskräfte rechnen. Genauso verdächtig sind “herumlungern”, sich mit zu vielen Personen treffen und fluchen.
Anhand der gewonnenen Profile über jeden einzelnen sollen die automatisierten Programme lernen, sogenannte “Gefährder” selbständig zu erkennen. Wird ein solcher potentieller “Gefährder” erkannt, können seine Daten ebenfalls selbstständig vom System eingeholt werden. Nach kurzer Durchleuchtung der Informationen wird die Person in eine bestimmte Gefahrenkategorie eingeteilt und gegebenenfalls (z.B. bei “sehr verdächtig”) die Polizei informiert.

Konsequenzen

2012 soll INDECT an den Besuchern der Fußball-Europameisterschaft in Polen/der Ukraine getestet werden. Die Ziele dieses Feldversuchs sollen Registrierung von “abnormalem Verhalten” sowie das gezielte Filtern von Sprechchören sein.
2013 wird das Europäische Forschungsprojekt beendet sein. INDECT wird Ergebnisse bringen. Daten jedes Bürgers aus sämtlichen Datenquellen miteinander verknüpfen und auswerten können. Eigenständig verdächtiges Verhalten auf der Straße registrieren und melden können. Mit INDECT wird man versuchen, vorauszusehen, wo Protest aufkommen könnte – im Idealfall bevor es die Protestierenden selbst wissen. INDECT ist ein Instrument, von dem man sich Einschüchterung, vor allem aber Kontrolle verspricht. Eine Möglichkeit, die Kontrolle zu behalten, ohne auf den Menschen Rücksicht nehmen zu müssen.
  • INDECT will wissen, was wir tun, bevor wir es selbst wissen
  • INDECT wird unsere Gesellschaft nachhaltiger verändern als jede andere Überwachungsmaßnahme bisher
  • INDECT wird definieren, was Normalität ist
  • INDECT ist der Alptraum von George Orwell

Wer überwacht die Überwacher?

Aufgrund vielfältiger Kritik beschlossen die Projekt-Verantwortlichen vor nicht allzu langer Zeit eine neue Geheimhaltungsstufe. Welche Daten des Forschungsprojekts an die Öffentlichkeit gelangen, beschließt ab jetzt ein INDECT-”Ethikrat”. Der – veröffentlichte Teil – der Besetzung des Ethikrats besteht aus 4 Polizisten, 2 Forschern im Bereich der Sicherheitstechnologien, 1 Professor für Mensch-Computer Interaktion, 1 Vertreter der Multimedia-Industrie, 1 Professor für Rechtskunde, 1 Rechtsanwalt für Menschenrechte und 1 Professor für Ethik (http://www.indect-project.eu/ethics-board-members). Ein Ethikrat der zum Großteil aus Polizeibeamten und Profiteuren besteht kann nicht wirklich ernstzunehmen sein.


Dieser Artikel wurde unter der Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz von dem Landesverband Bayern der Piratenpartei Deutschland veröffentlicht.




Leider habe ich erst heute etwas über INDECT gelesen, sonst hätte ich schon früher etwas darüber veröffentlicht. Wenn wir Bürger nicht aufpassen, dann kommt der Überwachungsstaat. 

Mittwoch, 25. Juli 2012

Klage gegen die Datenspeicherung der Mobilfunkanbieter

Mit Freuden habe ich bei NETZPOLITIK.ORG gelesen:

Vodafone: Erste Klage gegen freiwillige Vorratsdatenspeicherung der Mobilfunkanbieter

Mit Vodafone wird jetzt der erste Mobilfunkanbieter verklagt, weil er auch ohne gesetzliche Verpflichtung eine Vorratsdatenspeicherung betreibt. Rechtsanwalt Meinhard Starostik reichte beim Amtsgericht Düsseldorf Klage im Auftrag einer Handy-Nutzerin Klage ein. Auch gegen die anderen Mobilfunkanbieter sind Klagen angekündigt.

Wer sich für dieses Thema interessiert sollte auf der Seite des Rechtsanwaltes M. Starostik unter anderem die Klageschrift lesen.

Dies ist eine Abwandlung/Bearbeitung des Artikels Vodafone: Erste Klage gegen freiwillige Vorratsdatenspeicherung der Mobilfunkanbieter der von Andre Meister auf NETZPOLITIK.ORG unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell 2.0 Deutschland (CC BY-NC 2.0)  Lizenz veröffentlicht wurde. Mein Artikel steht unter der gleichen Lizenz.

Sonntag, 15. Juli 2012

Erklärung der Internetfreiheit

Markus Beckedahl hat auf Digitale Gesellschaft die Erklärung der Internetfreiheit ins deutsche übersetzt:


Erklärung der Internetfreiheit

Wir stehen für ein freies und offenes Internet.
 
Wir unterstützen transparente und partizipative Prozesse in der Gestaltung von Netzpolitik und die Etablierung von fünf grundlegenen Prinzipien:

  • Meinungsfreiheit: Zensiert das Internet nicht.
  • Zugang: Fördert den universellen Zugang zu schnellen und bezahlbaren Netzwerken.
  • Offenheit: Erhaltet das Internet als offenes Netzwerk, wo alle Menschen frei sind sich zu vernetzen, zu kommunizieren, zu schreiben, zu lesen, zu betrachten, zu sprechen, zuzuhören, zu lernen sowie schöpferisch und innovativ tätig zu sein.
  • Innovation: Beschützt die Freiheit ohne Erlaubnis innovativ und schöpferisch tätig zu sein. Neue Technologien dürfen nicht blockiert und Innovatoren nicht für die Handlungen ihrer Nutzer bestraft werden.
  • Privatsphäre: Beschützt die Privatsphäre und verteidigt das Recht jedes Einzelnen, über die Nutzung seiner Daten und Geräte zu bestimmen.

Die Übersetzung von Markus Beckedahl steht unter der Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland (CC BY-SA 3.0) Lizenz.Meine minimale Bearbeitung steht unterder gleichen Lizenz.


Dass ist eine hübsche Informationsgrafik (auf englisch)

Declaration of Internet Freedom

 

Donnerstag, 12. Juli 2012

weed-news: Stop & Listen: Kurzfilm und neuer Bericht zu Alternativen in der Handelspolitik

Weed hat einen neuen Kurzfilm zu Alternativen aus dem globalen Süden für die Handelspolitik veröffentlicht, und gleichzeitig gemeinsam mit europäischen Partnerorganisationen einen neuen englischen Hintergrundbericht zu eben diesem Thema herausgebracht!

WEED kritisiert seit Langem die Handels- und Investitionspolitik der EU mit ihrer Liberalisierungsstrategie, mit der sie Entwicklungsländer massiv unter Druck setzt, ihre Märkte zu öffnen, keine Beschränkungen auf die Ausfuhr von Rohstoffen vorzunehmen, ausländischen Investoren viele Rechte zu gewähren, und keine Pflichten aufzuerlegen.
Wie sich die EU-Handelspolitik momentan in verschiedenen Bereichen, wie Landwirtschaft, Rohstoffabbau, Wasserversorgung und Regionale Integration negativ auswirkt, aber vor allem welche alternativen Ansätze in Ländern des globalen Südens in den jeweiligen Bereichen zum bisherigen Ausbeutungs- und Exportmodell bestehen, dazu bekommt man im Kurzfilm Stop & Listen einen Eindruck. Die alternativen Vorschläge stehen exemplarisch für eine Vielzahl an neuen, möglichen, anderen Wegen zu ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und gemeinwohlorientierter Wirtschaftsweise.
Wer dann neugierig und motiviert ist, sich mit den Details und verschiedenen weiteren Vorschlägen für alternatives Handeln auseinanderzusetzen, hat die Möglichkeit dazu mit dem neuen englischen Bericht "Southern Alternatives to EU Trade Policy", in Form von einzelnen Artikeln zu den vier Bereichen, verfasst von Autoren aus dem globalen Süden. Einzelne Artikel werden in nächster Zeit ins Deutsche übersetzt.
Es ist dringend an der Zeit, Alternativen Gehör zu schenken und für einen Richtungswechsel einzutreten!
Also, gerne das Video weiter empfehlen, verbreiten, liken, teilen, die news weiterschicken....!  
Link zum Video:
http://www.youtube.com/watch?v=zWZF32pQMYM


netzpolitik.org: Kaufkraft-Bestimmung durch Geodaten: Wie Mobilfunkbetreiber mit Vorratsdaten Geld verdienen

Nicht nur der Staat will die Standort- und Verbindungsdaten von Mobilfunk-Kommunikation. Die riesigen Datenberge werden auch ausgewertet, um die Anschlussinhaber in Kategorien einzuteilen – und ihnen anschließend zielgenau Werbung verkaufen zu können. Jetzt will Twitter eine dieser Firmen kaufen.
Die meisten kommerziellen Provider sind nur gegen die Vorratsdatenspeicherung, weil sie dafür Geld ausgeben müssen. Mittlerweile ist bekannt, dass viele Provider die Daten auch ohne gesetzliche Verpflichtung weiterhin speichern. Ein Grund könnte sein, dass diese Daten viel Geld wert sind.

Durch Michael Kreil sind wir auf die Audio-Aufzeichnung eines Vortrags auf der Emerging Communications Konferenz 2009 aufmerksam geworden. Greg Skibiski, Gründer und Chef der Firma Sense Networks beschreibt dort, wie er mit der Analyse von Standort- und Verbindungsdaten Geld verdient.

Die Webseite der Firma wimmelt nur so von Buzzword Bingo:

Location data is the key to mobile monetization.
We extract behavioral information from location and apply predictive analytics.
This drives highly-targeted offers for superior results.
Eines ihrer Produkte ist MacroSense. MacroSense nimmt riesige Mengen an mobilen Standort-Daten und errechnet daraus “verwertbare” Daten über zukünftiges Verhalten. Die Daten der Mobilfunk-Kunden bekommt man teilweise direkt von Mobilfunk-Betreibern (leider war nicht rauszubekommen, welche). Mittels Statistik, maschinellem Lernen und Vorhersage-Algorithmen werden die einzelnen Endkunden in Profile eingeteilt, auch in Echtzeit.

Das geht schon allein mit Geodaten: Arbeitet man im Bankenviertel und geht in teure Restaurants, ist man wohlhabender Banker. Je mehr Daten, desto besser. Wenn man regelmäßig ein neues Handy hat und in Szene-Bezirken unterwegs ist, wird man als “jugendlich und ausgehfreudig” eingeteilt. Wechselt man sein Endgerät nur selten, wohnt abgelegen und geht nur am Wochenende raus, könnte man Rentner sein.

Das Ziel ist klar: Diesen Profilen werden dann Kaufkraft und Interessen zugeordnet, um besser Marketing und Werbung machen zu können. Zum Lady Gaga-Konzert will man nur die Jugendlichen einladen, den neuen Handy-Vertrag für Freunde sollen nur die einkommensstarken Kunden bewerben. Im Vortrag fallen Begriffe wie Konsumverhalten, Lifestyle-Kategorie, Kundenprofile, soziale Cluster und Konsummuster. Ganz normal Kapitalismus.

Aber keine Angst: Das soll alles ganz datenschutzfreundlich passieren. So wird versprochen, dass nur die endgültige Zuordnung eines Anschlusses in eine bestimmte Kategorie gespeichert wird, nicht die Original-Daten. Ob das der deutschen Zweckbindung im Datenschutzrecht entspricht, wage ich mal zu bezweifeln. Auch wird auf der Webseite von Opt-In gesprochen, nur dürfte das mit dem Kleingedruckten in jedem Handy-Vertrag der Fall sein, mit dem sich die Anbieter umfangreiche Rechte sichern.

Die New York Times hat schon 2008 über MacroSense berichtet. Auch CitySense (Wo ist was los?) und CabSense (Wo ist ein Taxi?) haben schon Aufmerksamkeit bekommen. Bisher war der Schritt zum Opt-In jedoch klar: Man musste eine App installieren und dieser die Berechtigung zum Zugriff auf die eigenen Geodaten geben. Der Schritt, diese Daten direkt beim Mobilfunk-Betreiber abzuholen, ist eine neue Dimension. Das passiert ohne meine Wissen, ohne meine Einwilligung und unterschiedslos von jedem. Zudem wird uns in Europa immer gesagt, dass man diese Daten nur für die Rechnung und gegen den Terror bräuchte.
Twitter sieht das anscheinend nicht so kritisch. TechCrunch berichtete letzte Woche, dass der Microblogging-Riese Sense Networks kaufen will. Dann kann Twitter endlich Geld mit lokalisierter Werbung verdienen.


Dieser Beitrag wurde von für netzpolitik.org/ geschrieben. Er steht unter der Creative Commons Nicht-Kommerziell Lizenz.

Montag, 9. Juli 2012

TELEPOLIS Artikel zum Schnelldurchlauf des neuen Meldewesen-Gesetzes im Bundestag

Auf TELEPOLIS ist ein Artikel über die Art und Weise zu lesen, wie das neue Meldewesen-Gesetzt durch den Bundestag angenommen worden ist.

Ertappte Opposition
Ein entlarvendes Video zeigt, wie im Bundestag in 57 Sekunden die Möglichkeit zum Verkauf der Meldedaten an Adresshändler und Werbetreibende beschlossen wurde

neues Meldegesetz - Widerstand in den Medien

Die Medien haben sich  kritisch dem geplanten Datenhandel angenommen. Hoffentlich bewirkt dies, dass der Bundesrat das Gesetz kippt.


WELT ONLINE  Widerstand gegen Datenhandel von Meldeämtern wächst 
ULD  „Bundestagsmehrheit will Datenschutz beim Melderecht aushebeln“
TAZ  Opposition will Blockade organisieren
FOCUS  Handel mit persönlichen Daten - Opposition will umstrittenes Meldegesetz im Bundesrat stoppen
STERN  SPD will neues Meldegesetz noch stoppen
Süddeutsche Zeitung    Geplante Weitergabe von Bürgerdaten -  Gesetz schreddert Datenschutz
Frankfurter Rundschau  Aigner distanziert sich von Meldegesetz
ZEIT ONLINE  Künast: Auch die Grünen wollen Meldegesetz verhindern

Samstag, 7. Juli 2012

Netzpolitik.org: Bundestag schränkt Datensouveränität weiter ein – Bundesrat muss neues Meldegesetz verhindern!


Geht es nach dem Bundestag, sollen die Daten von Einwohnermeldeämtern auch für Werbung und Adresshandel genutzt werden können, selbst wenn man dieser Herausgabe widersprochen hat. Jetzt regt sich Kritik von Datenschützern. Auch die Digitale Gesellschaft fordert den Bundesrat auf, das Gesetz zu verhindern.

Wie berichtet, hat der Bundestag letzte Woche mit der schwarz-gelben Mehrheit das Gesetz zur Fortentwicklung des Meldewesens angenommen. Jetzt muss der Bundesrat noch darüber abstimmen, was er voraussichtlich in der ersten Sitzung nach der Sommerpause am 21. September tun wird.

Der Digitale Gesellschaft e.V. fordert den Bundesrat nun zur Ablehnung des Gesetzes auf:
Die Datenschutzprobleme mit der von der Bundesregierung geplanten Meldegesetznovelle zeigen eindrucksvoll, wie unfähig diese Bundesregierung beim Schutz personenbezogener Daten agiert. So wie sie in Brüssel gerade dabei ist, bei der Debatte um die Datenschutzgrundverordnung eben nicht für mehr sondern im Ergebnis für eine weitgehende Aufweichung des Datenschutzes zu sorgen, so wie sie gerade eine konzeptionell untaugliche Stiftung Datenschutz, die nur dem Zweck der offiziellen Absegnung von Selbstdarstellungsinteressen in der Wirtschaft dient, aus der Taufe hebt, so wie sie bei Vorratsdatenspeicherung auf ganzer Linie versagt muss man feststellen: das Bundesministerium des Innern unter Hans-Peter Friedrich ist als Sicherheitsministerium nicht in der Lage, glaubwürdige und sinnvolle Datenschutzpolitik zu machen. Das bisherige Meldegesetz war schon schlecht genug, jetzt will die Bundesregierung offenbar dem Fass den Boden ausschlagen.
Wir setzen auf den Bundesrat, dieses datenschutzfeindliche Gesetz zu verhindern und sich dafür einzusetzen, dass Bürger wieder etwas mehr Datensouveränität erhalten.

Auch Thilo Weichert vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein kritisiert die Nacht- und Nebelaktion:
Ich bin schockiert über Form und Inhalt der Gesetzgebung. An Kommunen und Datenschützern vorbei werden hier wirtschaftliche Lobbyinteressen bedient. Nach der Beschlussfassung zu einer Stiftung Datenschutz, die in der vorgesehenen Form nur einer Wirtschaft dient, die Datenschutz als Billigware haben möchte, ist dies innerhalb kürzester Zeit ein zweiter Sündenfall und ein weiterer Schlag ins Gesicht all derer, die dem Versprechen der Koalitionsvereinbarung vertraut haben, den Datenschutz der Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Wir können nur hoffen, dass der Bundesrat diesen gefährlichen Unsinn stoppt.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs stellt bereits eine Ablehnung der SPD-regierten Länder in Aussicht:
Seien sie versichert, daß die SPD in den Ländern mit SPD-Regierungsbeteiligung alles tun wird, um dieses Gesetz in der aktuellen Form im Bundesrat scheitern zu lassen.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. bietet einen Musterbrief zum Widerruf der Einwilligung in die Datenweitergabe an:
Verbraucher, die nicht möchten, dass ihre Daten für Werbezwecke weitergegeben werden, wird empfohlen, auf Grundlage des Meldegesetzes ihres jeweiligen Bundeslandes beim Meldeamt Widerspruch einzulegen. Ab Anfang 2014 – dann soll das Gesetz in Kraft treten – sollten sie bei ihrem Amt regelmäßig Auskunft darüber verlangen, an wen ihre Daten weitergegeben wurden. Dann können sie bei diesen Unternehmen der Datenverwendung zu Werbezwecken widersprechen.
Hier gibt’s den Musterbrief Auskunftsersuchen und Widerruf der Einwilligung in die Datenweitergabe zum Direkt-Download.

Dieser Artikel wurde von Andrea Meister auf Netzpolitik.org  unter der Lizenz CC BY-NC-SA veröffentlicht.  


Udo Vetter hat auf law blog einen sehr guten Artikel  Gesetzgeberische Infamie zu diesem Thema und dem Thema der plötzlichen Änderung von Gesetzesvorlagen geschrieben:
Zitat: 
Was bei der Eurorettung schon lange kritisiert wird, ist anscheinend auch ein beliebtes Mittel bei anderen Gesetzesvorhaben: In letzter Minute kriegt der Gesetzentwurf eine andere Fassung – und der Inhalt verkehrt sich mitunter in sein Gegenteil. Genau das ist am vergangenen Freitag im Bundestag bei einem heiklen Datenschutzthema geschehen. Obwohl es vorher anderes geplant war, dürfen Meldeämter bald die Daten aller Bürger verkaufen. Betroffene, also wir alle, können zwar widersprechen. Es hilft nur nichts.

Weiter Komentare zu dem Gesetz: 

tagesschau.de                                        Die Heimatstadt soll zum Adresshändler werden
datenschutzbeauftragter-info.de:   Neues Meldegesetz verhindern!



Erste Schritte mit Ubuntu

Erste Schritte mit Ubuntu 10.04e2 ist ein umfassender Leitfaden für Menschen, die zum ersten Mal mit dem Betriebssystem Ubuntu arbeiten. Es wurde unter einer Open-Source-Lizenz geschrieben und darf von Ihnen frei heruntergeladen, gelesen, verändert und verteilt werden.

Das Handbuch hilft Ihnen dabei, tagtägliche Arbeiten wie im Internet surfen, Musik hören und Dokumente zu scannen zu erledigen. Da die Anleitungen einfach nachvollziehbar sind, ist es für alle Erfahrungsstufen geeignet.


Dieser Artikel wurde von http://ubuntu-manual.org/ kopiert und steht unter derCreative Commons Lizenz "Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen" (CC Attribution Share-Alike).  

Mittwoch, 4. Juli 2012

gemeinfreie (GEMA-freie) Kinderliedern

Kinder wollen singen
Gemeinfreies Liedgut fürs ganze Jahr

Gemeinfreie (GEMA-freie) Kinderlieder findet man hier.  

ACTA: EU-Parlament lehnt das Abkommen ab

Die Anstrengungen sehr vieler haben sich bezahlt gemacht: Das EU-Parlament hat das Abkommen abgelehnt!

siehe auch:

Netzpolitik.org  Live-Ticker: Das Ende von ACTA!!!
tagesschau.de    Aus für ACTA-Abkommen
Netzpolitik.org    ACTA: Wir haben das Unmögliche möglich gemacht!
                                   (nachträglich hinzugefügt)

Creative Commons: Ungewollte Nebenwirkungen von NC erklärt

Die meisten Kenner des CC-Lizenzmodells bekommen einen leicht genervten Gesichtsausdruck, wenn man sie nach Pro und Contra der Lizenzbedingung “NC – nur nicht-kommerzielle Nutzung erlaubt” fragt. Über nichts sonst wird schon so lange und so verbissen gestritten, unter CC-Aktivisten genauso wie unter Externen. Zugleich wird bei mehr als der Hälfte aller Einzellizenzierungen, bei denen CC-Lizenzen zum Einsatz kommen, solche mit NC gewählt. Der Grund ist unbestritten der legitime Wunsch nach Schutz davor, dass eigene freigegebene Werke vom Big Business ausgebeutet werden, ohne dass die Urheberin oder der Urheber daran beteiligt wird. Viele, die daher zu einer CC-Lizenz mit dem Modul “NC” greifen, wissen allerdings nicht, welche Nebenwirkungen diese so populäre Einschränkung mit sich bringt – und sie wollen diese Nebenwirkungen meist auch nicht. Aufklärung ist daher dringend nötig, und so haben Wikimedia Deutschland, CC DE und iRights.info ihre Expertise und Erfahrungen zusammengebracht und gestern auf der re:publica 2012 eine handliche, leicht verständliche Broschüre dazu vorgestellt:
Cover NC-BroschüreFreies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen – Folgen, Risiken und Nebenwirkungen der Bedingung »nicht kommerziell – NC«

Dr. Paul Klimpel von iRights, Autor der Broschüre, stellt darin in Form ganz konkreter Fragen die gravierendsten Nebenwirkungen dar und klärt über zahlreiche Irrtümer auf. Natürlich liegt die Broschüre am Wikimedia-Stand aus, ist seit heute auch online abrufbar (PDF) und über Wikimedia auch zu bestellen. Die Texte darin sind freigegeben unter CC BY-SA 3.0 de.








Dieser Text wurde von aralm auf  creativecommons.de unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 DE Lizenz veröffentlicht und unterliegt in seiner Nutzung dieser Lizenz.

Montag, 2. Juli 2012

Schluss mit ACTA! Die EU muss unsere Gemeingüter schützen!

Heute veröffentlichten 56 europäische und internationale Organisationen, darunter der Digitale Gesellschaft e.V.,  folgende Pressemitteilung zur endgültigen Abstimmung über das ACTA-Abkommen im Europäischen Parlament:

Schluss mit ACTA! Die EU muss unsere Gemeingüter schützen!

ACTA gefährdet Grund- und Freiheitsrechte im Internet, Netzneutralität und Innovation. Der Zugang zu und das Teilen von freien und offenen Technologien und Kulturgütern sowie lebenswichtigen Medikamenten und Saatgut sind bedroht.
Am Mittwoch, den 4. Juli, wird das Europäische Parlament die historische Gelegenheit haben, ACTA vollständig zurückzuweisen und es ein- für allemal politisch zu beerdigen. EU-Abgeordnete aller Fraktionen müssen dafür der Empfehlung von fünf parlamentarischen  Ausschüssen folgen, die eine Ablehnung von ACTA angemahnt haben.

Eine definitive Ablehnung von ACTA würde einen unglaublichen Erfolg für Menschen auf der ganzen Welt sowie für Demokratie und Bürgerrechte in Europa bedeuten.

Eine solche Abstimmung wäre gleichzeitig ein Weckruf für politische Entscheidungsträger in ganz Europa und eine Abkehr von der endlosen Spirale repressiver Maßnahmen. Es ist Zeit, das Urheber- und Patentrecht zu reformieren, mit Blick auf Bürgerinnen und Bürger und jene, die zu  Kultur und Innovation beitragen.

Der Zugang zu und das Teilen von Kultur und Wissen sind für offene und demokratische  Gesellschaften essentiell. Daher fordern wir die EU-Politker auf, über  die Ablehnung von ACTA hinauszuschauen und auf einen Rechtsrahmen hinzuarbeiten, der unsere Gewohnheiten unterstützt, anstatt sie zu  zerstören – einen Rechtsrahmen, der fit ist für das digitale Zeitalter.

Unterzeichner:


Diese Pressemitteilung wurde von  Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland (CC BY-NC-SA 3.0) Lizenz auf Netzpolitik.org veröffentlicht.